Die Goldsteuer beunruhigt die Welt. Die Schweiz im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit

Weltweite Experten haben die Nachricht über eine 39-prozentige Steuer auf Goldlieferungen in die USA mit Besorgnis aufgenommen. In der Praxis wird die Steuer vom Schweizer Lieferanten erhoben, der lediglich das letzte Glied in der Goldverarbeitungskette ist. Paradoxerweise wird dadurch der Handelswert dieses Rohstoffs steigen.

Die Goldsteuer beunruhigt die Welt. Die Schweiz im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit

Agenturen weltweit haben die überraschende Entscheidung der USA, eine Steuer auf Goldlieferungen einzuführen, zur Kenntnis genommen. Dies wird weithin als Beschränkung der Lieferungen aus der Schweiz in die USA angesehen. Erste Berichte darüber erschienen Ende August in der amerikanischen Zeitung Financial Times.

Zoll auf Gold

Der Zoll wird auf die Einfuhr von Goldbarren mit einem Gewicht von einem Kilogramm und 100 Unzen erhoben, was den globalen Goldhandel stören und dem Schweizer Goldhandelszentrum einen schweren Schlag versetzen könnte. Das Land verfügt über die weltweit größten Goldraffinerien, die Rohgold kaufen, verarbeiten und mit einem weltweit anerkannten Reinheitszertifikat versehen. Im Jahr vor Juni wurden Gold im Wert von rund 61,5 Milliarden Dollar in die USA exportiert, von denen etwa 24 Milliarden Dollar mit dem neuen Zollsatz belegt werden könnten.

Die Änderung der Zölle erfolgte vor dem Hintergrund der verschärften Handelsspannungen zwischen Bern und Washington, das kürzlich Einfuhrzölle in Höhe von 39 Prozent auf dieses europäische Land eingeführt hat. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) argumentierte, dass Gold von den Zollberechnungen Washingtons ausgenommen werden sollte, da Raffinerien nur eine geringe Gebühr für die Verarbeitung dieses Metalls erhalten. Nach Angaben der SNB entfällt der größte Teil des Wertes auf das Gold selbst und nicht auf die Schweizer Arbeit oder Produktion.  Obwohl der Gesamtwert des Schweizer Goldhandels mit den USA im ersten Quartal dieses Jahres mehr als 36 Milliarden Dollar betrug, erzielt diese Branche nur einen Gewinn von wenigen hundert Millionen Dollar pro Jahr. Der restliche Handelsdefizit entfällt hauptsächlich auf den Export von pharmazeutischen Produkten, Uhren und Präzisionsprodukten.

Das Argument von US-Präsident Donald Trump ist einfach: Er ist der Ansicht, dass die Handelspartner der Vereinigten Staaten von einem breiten Zugang zum amerikanischen Markt profitieren, dabei aber häufig den Zugang zu ihrem eigenen Markt beschränken, was zu einem anhaltenden Handelsungleichgewicht führt. Im Falle der Schweiz kritisierte Trump das Handelsdefizit des Alpenlandes in Höhe von 48 Milliarden Dollar (41,2 Milliarden Euro), das seiner Meinung nach beweise, dass Schweizer Unternehmen die Situation in den USA „ausnutzen”. Aus diesem Grund und wegen der offensichtlichen Unwilligkeit des Landes, dieses Ungleichgewicht zu beseitigen, führte er deutlich höhere Zölle auf Schweizer Importe ein als die in der Europäischen Union geltenden 15 Prozent.

Die Goldsteuer beunruhigt die Welt. Die Schweiz im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit

Hoher Satz und Gefahr für den Handel

Der Zollsatz von 39 Prozent ist der höchste unter den Industrieländern und könnte den Handel mit den USA, dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz, erheblich beeinträchtigen. Im vergangenen Jahr wurden rund 18 Prozent der Schweizer Exporte über den Atlantik verschifft. Der am Donnerstag (7. August 2025) in Kraft getretene Zoll wird vor allem Luxusgüter und Konsumgüter betreffen. In den USA werden die Preise für Uhren, Hautpflegeprodukte und Kosmetika, Präzisionsinstrumente und Schokolade voraussichtlich am stärksten steigen.

Die Schweizer Bundespräsidentin Keller-Sutter versuchte, Verhandlungen zu diesem Thema zu führen, aber es gelang ihr nicht einmal, ein Treffen mit Trump zu vereinbaren. Stattdessen traf sie sich mit US-Außenminister Marco Rubio, der nicht für Handelspolitik zuständig ist, und ging mit leeren Händen. Die weltweiten Medien weisen darauf hin, dass die Einführung von Zöllen auf Schweizer Goldexporte in die USA grundsätzlich falsch ist, da die Schweizer nur auf den ersten Blick mit der Goldverarbeitung in Afrika, Asien, Australien und Südamerika ein Vermögen verdienen.

Tausende Tonnen Schweizer Gold

Die Schweiz importiert jährlich mehr als 2.000 Tonnen Gold, hauptsächlich von Zwischenbanken in London, New York und anderen Orten, und exportiert es anschließend wieder. Obwohl die Schweiz das weltweit größte Zentrum für die Goldraffination ist, ist dieser Sektor mit nur fünf großen Raffinerien, in denen etwa 1.500 Menschen beschäftigt sind, relativ klein. Der Wert des von ihnen verarbeiteten Edelmetalls ist enorm, doch die Schweizer Raffinerien behaupten, dass die Gewinne, die sie aus der Verarbeitung von Gold zu Barren, Anlagemünzen und Präzisionsteilen für Uhren, Elektronik und Schmuck erzielen, gering sind.

Der jüngste starke Anstieg der weltweiten Goldnachfrage hat auch zu einem Anstieg der Raffination in der Schweiz geführt, was die Handelsdaten weiter verzerrt hat. Adrian Prettig, Europa-Ökonom bei Capital Economics, behauptet, dass die Goldausfuhren zwar aufgrund ihres starken Anstiegs in diesem Jahr Aufmerksamkeit erregt haben, die Schweiz jedoch historisch gesehen ein Defizit in der Goldbilanz aufweist. Laut Medienberichten könnte paradoxerweise eine 39-prozentige Steuer die weltweite Nachfrage nach Gold steigern, da immer mehr Investoren nach sicheren Anlagen suchen.

Medienberichten zufolge könnte paradoxerweise eine Steuer von 39 % die weltweite Nachfrage nach Gold erhöhen, da immer mehr Anleger in Zeiten der Unsicherheit nach sicheren Anlagen suchen. Als Reaktion auf den FT-Bericht erreichte der Umsatz mit Gold-Terminkontrakten an der Comex mit Lieferung im Dezember am Freitag einen neuen Rekordwert von 3534 Dollar pro Feinunze.

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