In Cerazo, unweit von Squillace in Kalabrien, haben Archäologen die Überreste einer römischen Villa aus der Spätantike entdeckt. Diese Entdeckung wirft ein neues Licht auf die Besiedlung Süditaliens zwischen dem 2. und 6. Jahrhundert und könnte mit der Figur des Heiligen Cassiodorus in Verbindung stehen, einem großen Schriftsteller, Politiker und Mönch.
Von der Villa zu den Spuren der Heiligkeit
Eine Gruppe junger Forscher des Päpstlichen Instituts für Christliche Archäologie hat die monumentalen Überreste einer ländlichen Villa aus den ersten Jahrhunderten nach Christus entdeckt. Der Komplex umfasst eine mehr als 30 Meter lange Umfassungsmauer, Nebengebäude und einen weitläufigen Thermalbereich mit einem Praefurnium-Ofen und drei Thermalräumen. Die Funde, darunter Keramik und Bauteile, stammen aus dem 2. bis 6. Jahrhundert. Wie der Co-Leiter der Forschungen, Prof. Domenico Benochi, betont, liefern die Artefakte wertvolle Informationen über die Nutzung und den Verfall der Villa in der Spätantike.
Römische Ingenieurskunst und Handel mit Afrika
Die Villa wurde in zwei Stilen erbaut. Der erste Teil wurde in der Technik „Opera Inerter“ aus unbearbeiteten Steinen gebaut, die mit Mörtel verbunden wurden. Die Thermen wurden aus Ziegeln im Stil „Opus Testaceum“ gebaut, und die Räume wurden durch ein Hypokaustum beheizt, also einen Vorläufer der modernen Fußbodenheizung. „Wahrscheinlich handelte es sich um eine Villa mit Terrassen auf einem Hügel mit Blick auf den Fluss, aus dem das Wasser entnommen wurde”, fügt Prof. Benotti hinzu. Das Vorhandensein afrikanischer Keramik deutet auf enge Handelsbeziehungen Kalabriens mit Sizilien und Nordafrika hin.
Zusammenarbeit mit den Eigentümern und neue Perspektiven
Die Entdeckung wurde durch die Wachsamkeit der Familie Lopez Pascali ermöglicht, den Eigentümern des Grundstücks, die während landwirtschaftlicher Arbeiten von den Funden berichteten. Der Ort, der bisher nicht als spätantike Stätte registriert war, gewinnt nun eine neue Bedeutung.
In der nächsten Phase des Projekts sind weitere Ausgrabungen geplant, unter anderem in der Kirche San Martino im Dorf Copanello di Staletti. Genau dort befand sich einer Hypothese zufolge das berühmte Kloster Vivarium, das von Cassiodorus gegründet wurde – einem römischen Gelehrten, Politiker und einer der Schlüsselfiguren des religiösen und intellektuellen Lebens des 6. Jahrhunderts. In den 1950er Jahren wurde hier ein Sarkophag mit griechisch-lateinischen Inschriften und Gebeten von Pilgern gefunden, die den Namen „Sanctus Senator” anriefen, was sich möglicherweise auf Cassiodorus bezieht. Wie Forscher betonen, könnte dieser Ort möglicherweise das Grab von Cassiodorus selbst beherbergen, was ihn für die weitere Erforschung des Christentums und der Spiritualität der Spätantike äußerst wichtig macht.