Wissenschaftler haben eines der größten Rätsel um den Schädel aus der Höhle von Petralona in Griechenland gelöst. Seit seiner Entdeckung versuchten Forscher herauszufinden, wem er gehören könnte und wie alt er ist. Eine neue Studie zeigt, dass es sich um einen viel ungewöhnlicheren Fund handeln könnte als bisher angenommen. Der an der Wand befestigte Schädel könnte zu einer sehr seltenen Menschenart gehören, die man an diesem Ort nicht erwartet hätte.
Der Schädel aus der Petralona-Höhle in der Nähe von Thessaloniki zieht seit Jahrzehnten die Aufmerksamkeit von Forschern und Wissenschaftlern aus aller Welt auf sich. Das vor 60 Jahren entdeckte Objekt sieht sehr charakteristisch aus, da es an der Wand befestigt ist und aus seiner Stirn ein Stalagmit herausragt. Das allein ist schon ungewöhnlich. Erste Datierungsversuche ergaben ein Alter des Schädels von etwa 170.000 bis 700.000 Jahren, und die Forscher konnten sich nicht darauf einigen, wem er gehören könnte. Je nach Studie wurden drei Arten von Menschen genannt: Homo sapiens, Homo neanderthalensis oder Homo heidelbergensis. Die Arbeit des Teams des Geochronologen Christoph Falgères wirft ein neues Licht auf diese Entdeckung.
Falgueres verwendete die präzise Uran-Thorium-Datierungstechnik, deren Anwendung aufgrund der besonderen Bedingungen in der Höhle möglich war. Das durch die Felsen sickernde Wasser hinterlässt Mineralien, aus denen sich nachfolgende Kalzit-Schichten bilden, die Ablagerungen bilden, die als Speleotherme bezeichnet werden. Diese wiederum reichern geringe Mengen an radioaktivem Uran an, das zu Thorium zerfällt. Durch die Untersuchung des Verhältnisses von Uran und Thorium in einer Probe und unter Kenntnis der Zerfallsrate lässt sich das genaue Alter der Probe bestimmen. Auf dieser Grundlage wurde das Alter des Kalzits auf dem Schädel geschätzt – die älteste Ablagerung ist 539.000 Jahre alt.

Wir haben das Alter des mysteriösen Schädels herausgefunden
Wenn der Schädel von Anfang an in direktem Kontakt mit der Höhlenwand stand, muss sein Alter zwischen 277.000 und 539.000 Jahren liegen. Wenn er jedoch nicht von Anfang an daran befestigt war, reduziert sich das maximale Alter auf 410.000 Jahre. Die Anatomie des Schädels unterscheidet sich sowohl von der Anatomie des Homo sapiens als auch von der Anatomie des Neandertalers, was bestätigt, dass der Schädel aus Petralona zum Homo heidelbergensis gehörte, einer Spezies, deren Platz im Stammbaum der Menschenaffen nach wie vor umstritten ist.
Übrigens ähnelt der Schädel stark dem, der in Kabwe in Sambia gefunden wurde. Sein Alter wird auf etwa 300.000 Jahre geschätzt und gehört nach Ansicht der Forscher genau zu einem Vertreter des Homo heidelbergensis. Wie die Forscher angeben:
Die Ergebnisse unserer Untersuchungen zur Datierung der Matrix, die an den Schädel von Petralona angrenzt, zeigen, dass der Schädel von Petralona ebenso wie der Schädel aus Kabwe etwa 300.000 Jahre alt sein könnte, was ihrem Überleben bis zum späten Mittelpleistozän entspricht.