Eine Entdeckung in Frankreich stellt die Evolution auf den Kopf. Diese Versteinerung ist 247 Millionen Jahre alt

Paläontologische Entdeckungen können manchmal unsere Vorstellungen von der Evolution auf den Kopf stellen. Diesmal sind Wissenschaftler auf etwas gestoßen, das eine Überarbeitung der Lehrbücher zur Entwicklung der Wirbeltiere erforderlich machen könnte. Das behaupten zumindest die Experten, die den Fund aus dem französischen Elsass analysiert haben. Dort wurde eine 247 Millionen Jahre alte Versteinerung mit erstaunlichen anatomischen Merkmalen gefunden. Eine in Nature veröffentlichte Studie beschreibt ein Reptil mit seltsamen Hautwucherungen, die erstaunlich vertraut aussehen. Das ist besonders faszinierend, wenn man bedenkt, dass sie aus einer Zeit stammen, als es noch keine Dinosaurier auf der Erde gab.

Eine Entdeckung in Frankreich stellt die Evolution auf den Kopf. Diese Versteinerung ist 247 Millionen Jahre alt
Entdeckung

Baumbewohner der Trias-Wälder

Die Art erhielt den Namen Mirasaura grauvogeli, was übersetzt „wunderbares Reptil von Grauvogel” bedeutet. Dieses Exemplar lebte in der frühen mittleren Trias. Das betreffende Baumreptil lebte in den ersten Wäldern, die nach dem großen Perm-Massensterben wieder entstanden waren. Zwei vollständige Skelette und 80 einzelne Hautfragmente enthüllten ungewöhnliche Details. Der Schädel des Tieres ähnelte dem eines Vogels – mit einem schmalen, fast zahnlosen Schnabel, großen, nach vorne gerichteten Augenhöhlen und einer gewölbten Schädelhöhle. Wahrscheinlich war es darauf spezialisiert, Insekten aus Rissen in der Baumrinde zu picken. Die Fossilien wurden bereits in den 1930er Jahren vom Sammler Louis Grauwoegel entdeckt, aber ihre Bedeutung wurde erst 2019 erkannt, als sie in das Staatliche Naturkundemuseum in Stuttgart gelangten.

Das faszinierendste Merkmal war der mit mysteriösen Auswüchsen bedeckte Rückenkamm. Obwohl sie Federn ähneln, weisen sie keine typische Verzweigung auf. Die Wissenschaftler verwendeten Synchrotron-Bildgebung am Europäischen Synchrotron ESRF und Elektronenmikroskopie. All dies, um diese Strukturen zu untersuchen. Wie die Mitglieder der Forschungsgruppe erklären, scheint derzeit die Erklärung am wahrscheinlichsten, dass die beobachteten Merkmale der visuellen Kommunikation innerhalb der Art dienten. Auf den Fossilien ist eine dünne braune Schicht mit Melanosomen erhalten geblieben, also mikroskopisch kleinen Strukturen, die Pigmente enthalten. Interessanterweise ähnelt ihre Form eher den Federn moderner Vögel als den Strukturen, die in der Haut von Reptilien oder im Fell von Säugetieren zu finden sind.

Eine Entdeckung in Frankreich stellt die Evolution auf den Kopf. Diese Versteinerung ist 247 Millionen Jahre alt

Evolution in neuem Licht und Folgen für die Evolutionsforschung

Mirasaura gehört zur ausgestorbenen Gruppe der Drepanosauromorpha. Die zu ihr gehörenden Reptilien sind aus wissenschaftlicher Sicht äußerst bemerkenswert und standen in keiner direkten Verbindung zu den Dinosauriern. Diese Tiere hatten Greifgliedmaßen mit massiven Krallen, mit denen sie sich fast wie Affen an Ästen festhalten konnten. Diese Entdeckung verschiebt den Beginn der Existenz dieser Gruppe um 20 Millionen Jahre zurück. Einer der Entdecker, Stefan Spikman, erklärt, dass er und seine Kollegen neues Licht auf die Evolution dieser weit von uns entfernten Reptilien geworfen haben. All dies dank der Identifizierung unerwartet komplexer Hautauswüchse. Mirazavra ist sogar älter als die Dinosaurier und nicht mit ihnen verwandt.

Der Fund lässt vermuten, dass die genetischen Grundlagen für die Entwicklung komplexer Hautstrukturen wahrscheinlich bereits in der Karbonzeit vor über 300 Millionen Jahren existierten. Dies ist der erste direkte Beweis dafür, dass solche Merkmale unabhängig voneinander in verschiedenen Evolutionslinien entstanden sind. Kurz gesagt, dies ist ein weiterer Beweis dafür, wie erstaunlich die Evolution sein kann und welches Potenzial in ihr steckt. Sie schafft immer wieder ähnliche Strukturen, die völlig unabhängig voneinander sind. Und auch wenn es sich nicht um echte Federn im Sinne der Vögel handelt, stellt diese Entdeckung bisherige Vorstellungen von der Einzigartigkeit der Körperbedeckung von Vögeln und Säugetieren in Frage. Eine Erklärung für dieses Phänomen liefert die sogenannte konvergente Evolution, durch die ähnliche Merkmale unabhängig voneinander entstehen. Dieses Phänomen ist offenbar viel weiter verbreitet, als wir dachten.

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